Berenike. A Riddle in the Sand

Gegenstand des Teilprojekts „Antike Briefe als Kommunikationsmedium“ ist die Analyse der etwa 8000 bislang publizierten griechischen und lateinischen Briefe auf Papyrus, Ostraka und Tafeln (Holz und Blei), die aus der Zeit zwischen dem 3. Jh. v. Chr. und dem 7. Jh. n. Chr. datieren. Darunter fallen sowohl Privatbriefe als auch Geschäftsbriefe verschiedener Art, die in Ägypten sowie auch außerhalb Ägyptens (z.B. in Vindolanda, Griechenland, Nordafrika, usw.) entstanden. Ausgangspunkt des Teilprojektes ist die These, dass das Verfassen von Briefen als eine soziale Handlung zu betrachten ist, für deren Verständnis es gilt, Materialitätsprofile, Layout- und Formatierungskonventionen, Akteure und Handlung des Schreibens sowie die Zustellungsmethoden und Rezeptionspraktiken der Artefakte zu untersuchen.

Den bisherigen Schwerpunkt des TP A02 bildeten die geo-chronologische Verteilung der Briefe und Briefgattungen, das Layout und die Formatierung der Briefe sowie die Beziehungen zwischen Format und kultur-spezifischen Praktiken bzw. Handlungspraktiken. Diese Analyse hat  wichtige und weitreichende Ergebnisse u.a. zu formalen und materialen Aspekten der vornehmlich in Ägypten erhaltenen griechischen Briefe erbracht, die in einer Monographie mit dem Titel Material Aspects of Letter Writing in the Graeco-Roman World (600 BC – 300 AD) erscheinen werden.

Im Zentrum der nächsten Phase des Projekts soll der Komplex der gesamten Handlungen, wie die Anfertigung, Zustellung und Rezeption von Briefen, untersucht werden.  Aufmerksamkeit ist dabei den einzelnen Schriftträgern (sei es Papyrus, Tonscherbe oder Holz) und deren gesellschaftlichen, kulturellen sowie wirtschaftlichen Verwendungskontexten zu widmen, d.h. der Frage, warum zum Beispiel an einem bestimmten Ort einem Material der Vorzug vor einem anderen gegeben wurde.  Ähnliches gilt für die Kommunikationswege und die damit verknüpften Fragen, wie die Artefakte selbst zugestellt wurden und inwieweit offizielle Transportwege auch einen sozialen Raum für den Austausch von Privatbriefen geschaffen haben, besonders in einer Gesellschaft, die nicht über ein Postsystem für inoffizielle Korrespondenz verfügte. Schließlich sollen die Rezeptionspraktiken und das Netzwerk von verschiedenen Akteuren untersucht werden, das über Absender und Empfänger hinaus auch die jeweils erwähnten Mitglieder der Familie bzw. des Haushalts miteinander verband, um daraus Aufschluss zu erhalten über das komplexe Beziehungsgeflecht, das den dadurch entstandenen sozialen Raum in der schriftlichen Korrespondenz abbildete.

Akademischer Werdegang Dr. Rodney Ast

  • 2016-heute akad. Oberrat am Institut für Papyrologie, Universität Heidelberg
  • 2014-2016 akad. Rat am Institut für Papyrologie, Universität Heidelberg
  • 2009-2014 wiss. Mitarbeiter am Institut für Papyrologie, Universität Heidelberg
  • 2008-2009 apl. Assistant Professor in Klassischer Philologie und Kurator der
  • Papyrussammlung an der Columbia University
  • 2007 Promotion in Klassischer Philologie an der University of Toronto
  • 2005-2009 Projekt Manager des Advanced Papyrological Information System an der Columbia University
  • 2003-2004 wiss. Mitarbeiter im Papyrus-Projekt Halle-Jena-Leipzig, FriedrichSchiller-Universität Jena
  • 2000-2001 Stipendiat am Institut für Papyrologie, Universität Heidelberg
  • 1996-1997 MA in Klassischer Philologie an der University of Toronto
  • 1995-1996 Studium der Klassischen Philologie an der Cambridge University
  • 1991-1995 Studium der Klassischen Philologie am Grinnell College, Abschluss B.A. „mit Auszeichnung“

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